Fleisch könnte in Zukunft höher besteuert werden
Das Umweltbewusstsein der Fleischbranche schien bisher nur von Biofleisch-Pionieren getragen zu werden und die Politik leitet daraus eine Handlungsaufforderung ab. Das wachsende Engagement in Sachen Umwelt- und Tierschutz, unter anderem bemerkbar durch Großaktionen der „Fridays For Future“ Bewegung, hat nun einige Politiker veranlasst, sich für eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf alle Fleischprodukte auszusprechen. In Deutschland wird für die meisten Produkte eine Mehrwertsteuer von 19 % erhoben. Dabei gibt es jedoch Ausnahmen, wie zum Beispiel Grundnahrungsmittel, die bisher nur mit 7 Prozent besteuert werden dürfen.
Der Vorschlag wäre, die geminderte Steuer auf den vollen 19 %-Satz anzuheben. Die zusätzlichen Einnahmen sollen dann den Landwirten zugutekommen, damit diese ihre Fleischwaren umweltfreundlicher und nachhaltiger produzieren können. Dies würde dann aber wiederum heißen, dass der Weg aus der Massentierhaltung vom Portemonnaie des Endverbrauchers getragen werden muss, wenn man davon ausgeht, dass der Plan tatsächlich realisierbar ist. Denn auch Befürworter der Steuer erkennen einige Kernprobleme die sich dem Vorhaben in den Weg stellen könnten.
In wie fern unterstützt eine Fleischsteuer die Landwirte?
Die grundlegende Idee für das Erhöhen der Mehrwertsteuer auf Fleisch ist, dass durch die Mehreinnahmen der Umstieg der Landwirte zu einer umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Tierhaltung in Form von Subventionen erleichtert wird. Nun ergibt sich schon das erste Problem: Ein Sprecher für das Finanzressort wies darauf hin, dass man Steuereinnahmen nicht einer konkreten Verwendung zuteilen kann und grundsätzlich nicht zweckgebunden seien. Man könnte sich daher nicht sicher sein, ob nun das extra Geld, was man durch die Fleischsteuer bezahlt, wirklich den Tieren zugutekommt, zumal sich der Vorschlag auch nicht zu einer tatsächlichen Wertsteigerung des Fleisches bekennt.
Dass durch einen nackten Preisanstieg mit hintergründiger Steuererhöhung also eher die Preissensibilität anstelle des Konsumbewusstseins geweckt wird, fördert nicht unmittelbar den Respekt vor Nutztieren, sondern übt Druck auf das Konkurrenzverhalten. Um eine Kostenführerschaft zu sichern, müssten Betriebe nämlich effizientere Produktionsmethoden entwickeln unter denen wiederum Tiere und Umwelt im Extremfall leiden. Der Bauernverband lehnt daher den Mehrwertsteuer-Plan ab, da sie befürchten, dass die regionale Landwirtschaft aus dem Geschäft getrieben wird und sich der Markt einfach aus anderen EU Ländern mit preiswertem Fleisch und niedrigeren Tierschutzstandards versorgen lässt.
Da der Ökolandbau bereits für das von der Steuer bezielte Tierwohl sorgt, aber für die jetzt schon teureren Produkte eine höhere Besteuerung trotzdem anfiele, würde der Biofleisch-Markt ganz besonders unter den Folgen der Steuererhöhung leiden.
Weitaus grössere Probleme als die Steuer auf Fleisch
Auch das Umweltministerium äußerte sich zu der laufenden Debatte und erklärte, dass es wohl weitaus größere Probleme in der Nutztierhaltung gäbe, wie hohe Tierbestände und intensive Haltung. Um gegen diese Probleme vorzugehen, sollte auf effektivere Instrumente als das Mehrwertsteuerrecht zurückgegriffen werden. Als Beispiel ist eine Düngerregel für Regionen mit sehr großen Ställen anzuführen.
Es wird zu viel geschlachtet
700-1000 g pro Woche. So viel Fleisch isst der durchschnittliche Deutsche. Der Richtwert der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) liegt bei 300-600 g pro Woche. Man merkt schnell, diese Zahlen passen nicht, sollten aber nicht verwundern, wenn man in Betracht zieht, das Deutschland weit oben auf der Liste mit dem höchsten Fleischkonsum pro Kopf ist.
Dabei ist das größte Problem nicht, wie viel Fleisch gegessen wird, sondern vielmehr wie viel nicht gegessen wird. Der Luxus im Supermarkt, ein eingepacktes Stück Fleisch aus der prall gefüllten Kühlbox zu ziehen, kostet vielen Tieren unnötig das Leben, da bei den großen Massentierhaltungsbetrieben wie am Fließband geschlachtet wird.
Jede Überproduktion wird einfach entsorgt, denn die eigentlichen Kosten für die Haltung eines Tieres in einer dieser Höfe wird niemals die Kosten für die Umstellung des Betriebs auf eine nachhaltige Produktion decken. Also wird so viel produziert wie nur irgendwie möglich und alles was übrig bleibt entsorgt. Man könnte meinen, aus rein wirtschaftlichem Aspekt nicht anders möglich, dennoch katastrophal für Tier- und Klimaschutz.
Mehrwert durch eine nachhaltige Idee
Ein neuer Trend scheint in Deutschland immer mehr Fuß zu fassen: Das sogenannte Crowdbutching. Anstatt die Tiere am Fließband zu schlachten, wird beim Crowdbutching darauf geachtet, dass kein Tier zum Schlachthof geführt wird, bevor nicht alle Produkte im voraus schon verkauft sind. Eine Idee die ohne einen geeigneten Distributionskanal ihre eigenen Probleme mit sich bringt, da die meisten Kunden ihren Fleischbedarf für maximal zwei Woche decken und kein ganzes Rind kaufen und verarbeiten lassen können.
Es müssen mehrere Leute zusammen kommen und sich das unterschiedliche Fleisch aufteilen, bevor ein Rind geschlachtet werden kann, daher auch das „crowd“ (Menschensammlung) in Crowdbutching. An sich ein sehr mühsames und aufwendiges Unternehmen aber dank des Internets heutzutage mit wenigen Klicks bequem realisierbar. Wir von Das Gute Fleisch verkaufen unsere Waren ausschließlich nach dem Prinzip des Crowdbutchings und stoßen dabei dankbar auf großen Zuspruch!
Mit unserem Konzept legen wir besonders großen Wert auf Nachhaltigkeit, eine artengerechte Haltung und eine bewusste Ernährung. Denn das Konsumbewusstsein ist ein essentieller Bestandteil des Crowdbutchings. Da die bestellten Fleischpakete vom Online-Biolandwirt im gekühlten Paket bis zur Haustür geliefert werden, vergehen nach der Bestellung in der Regel 2-5 Wochen.
Sensibilisierung statt Steuererhöhung
Den Handel mit Biofleisch aus ernstgemeinter artgerechter Haltung unterstützen wir mit Sensibilisierungsarbeit. Was das bedeutet? Wir möchten das Konsumbewusstsein für Fleisch stärken und dem Gut wieder einen fairen Wert zusprechen. Bei einer Biofleischbestellung beteiligt sich der Kunde automatisch an dieser Mission. Denn ein Fleischkauf bei uns fordert den Kunden zur Planung und zum Engagement auf, beides Faktoren für eine bewusstere Ernährung. Langfristig gesehen wird er dann weniger, aber dafür gutes Fleisch aus nachhaltiger Produktion genießen.
Verbraucher sind nicht zuletzt durch den fortschreitenden Klimawandel gezwungen, Verhalten und Einstellung gegenüber Nutztieren grundlegend zu ändern. Mit dem Online-Biofleisch Verkauf tragen wir zwar einen großen Teil dazu bei, die Umstellung zur bewussteren Ernährung einfach zu gestalten, doch letztendlich liegt die Entscheidung bei jedem von uns selbst ob diese auch einen Platz in unserem Alltag finden wird.