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Bei der Auswahl von Bio-Produkte sollte nicht der Preis im Vordergrund stehen. Damit wir gemeinsam in eine grünere Zukunft blicken können, brauchen die Industrienationen einen Konsens, der die unterschiedlichen Vorstellungen eines nachhaltigen Konsumbewusstseins einigt; Der Verkauf von regionalen Bio Lebensmitteln, wie Gemüse, Fisch & Fleisch sollte gefördert und die Lebensmittelverschwendung unterbunden werden! Der Verkauf von Biofleisch aus Crowdbutching-Produktion ist nur eine nachhaltige Alternative auf dem von Fabrikwaren durchzogenen Lebensmittelmarkt.

 

Bio Lebensmittel im Kreuzfeuer

Durch das zunehmende Nachhaltigkeitsbewusstsein wird hierzulande häufig schon jetzt bei Fisch, Eiern, Käse, Gemüse und Fleisch auf Bio Produkte zurückgegriffen. Und trotzdem, können bislang nur verhältnismäßig wenige Öko-Hersteller, die teilweise gesundheitsschädlichen von Mikroplastik und Pestiziden durchwachsenen Grundnahrungsmittel vieler Großkonzerne verdrängen. Skurril? Wer die aktuellen Positionierungen von Trend-Anhängern und Meinungsführern recherchiert, wird jedoch schnell über dieses scheinbar paradoxe Marktgeschehen aufgeklärt: Zum einen radikalisieren Verfechter veganer Ideologien das Konsumverständnis und plädieren auf gesetzliche Verbote bzw. gesellschaftlichen Verzicht, gerade im Umgang mit Fleischprodukten – Man solle außerdem darauf achten, stets beim regionalen Bio-Bauern zu kaufen, um so auch gegen die emissionsreichen Transportwege in der Supermarkt-Logistik vorzugehen und um die nachhaltige Landwirtschaft zu unterstützen. „Bauern-Online-Shops“ und „Bio-Box-Lieferdienste“ wie wir, Das Gute Fleisch es sind, gäbe es schließlich zur Genüge.
Auf der anderen Seite erstarkt der Fast-Food-Markt in Deutschland und die Welt steht vor der Herausforderung, einen möglichst gesunden Ernährungsplan für die wachsende Bevölkerung zu finden, obwohl Ressourcen zeitgleich verknappen. Und zwischen den polarisierenden Meinungen stehen besorgte Kunden, die sich wünschen, Bio-Produkte zum gleichen Preis wie herkömmliche Lebensmittel kaufen zu dürfen, da ihnen die aktuellen Öko-Alternativen häufig zu teuer sind. Zudem möchten viele nicht den Umweg über den Onlineshop nehmen, sondern direkt im Supermarkt die gesamte Einkaufsliste erfüllen und das Produkt vorher begutachten, obwohl Bio Lebensmittel aus Onlineshops mindestens genauso gut sind, wie aus dem stationären Handel.

 

Die Digitalisierung der Bio Lebensmittel

Das Zersplittern gesellschaftlicher Bedürfnisse entzieht Supermärkten und Kaufhäusern Stück für Stück Produktsegmente, um diese in überregionalen Nischenmärkten aufzulösen. Wer sich bereits von der Fülle der Produktvielfalt im stationären Handel überschwemmt fühlt, wird online nicht viel schneller an die Kasse kommen. Bei Bio-Produkten sollte es jedoch nicht darum gehen, den Einkauf möglichst schnell hinter sich zu bringen, sondern gewissenhaft Bio Lebensmittel zu wählen. Im Internet gibt es nun neben den großen Online-Kaufhäusern auch unzählige kleine Bio-Anbieter, die ihre Produktionsmethoden und die Herkunft der Produkte transparent aufschlüsseln – Ein wichtiger Aspekt, um als Verbraucher die Nachhaltigkeit eines Unternehmens fernab von Markenversprechen bewerten zu können. Im Supermarkt fällt das oft schwer, da man sich eigentlich nur durch umständliche Recherche und auf Eigeninitiative mit den Produkten auseinandersetzten kann. Verständlich, dass solche Unterschiede schnell den bisher klar definierten Wettbewerb in der Lebensmittelbranche auf den Kopf stellen. Der Markt ist zwar belebter und zugänglicher denn je, aber unterliegt dem Risiko, „nachhaltig“ missverstanden zu werden.

Denn eins ist klar, gegenseitiges Verständnis scheint nicht durch Nachhaltigkeit geschaffen werden zu können. Die Debatte wurzelt nicht mit der Frage der Tierfreundlichkeit oder des Klimabewusstseins, sondern mit der nach der Effizienz, also grob gesagt geht es um die Kosten. Selbstverständlich handelt es sich beim Marktgeschehen auch nicht um ein Wohlfahrtstreffen, sondern um knallharte, aber mehrseitige Wirtschaftsprozesse. Verbraucher haben als Marktteilnehmer eine genauso große Marktmacht wie Anbieter und können daher die Investitionsfreudigkeit der Unternehmen mitbestimmen. Die einen können sich den teuren Lebensstil leisten, andere sind auf Discounter-Angebote angewiesen. Doch wenn Bio-Produkte häufiger als konventionell produzierte Waren gekauft werden, liegt es dem Händler nahe, sein Angebot zu erweitern und bei ökologischen Erzeugern anzufragen. Bei steigender Nachfrage würden sich die Preise durch verschiedene Faktoren regulieren und ein neuer, günstiger Bio-Preis könnte sich festsetzen:
 

1. Produktionsmenge

Zum einen entscheidet natürlich die Höhe der Nachfrage über den Produktionsumfang. Bio Lebensmittel entziehen dem Bauern nicht nur bedeutend mehr Kraft und Ressourcen, sondern auch potenzielle Gewinne, die er erzielen könnte, wenn er konventionell anbauen würde. Denn Bio bedeutet, dass das Endprodukt möglichst natürlich ist und dazu dürfen Gewächse nicht gespritzt und Tiere nicht präventiv medikamentiert werden (siehe Biofleisch). Ein Bauer, der durch eine steigende Bio-Nachfrage damit rechnet, deutlich mehr ökologisch produzierte Produkte zu verkaufen, wird seine Produktionsmethoden also effizienter gestalten, was die Aufwandskosten für ihn senkt und das Produkt günstiger auf den Markt bringt.

 

2. Umweltschutz

Laut einer im Jahr 2015 erhobene Studie von Ideaa Regeneration Systems, sind gesunde und abwechlungsreich, bestellte Böden essentiell für Wachstum und Nutztiere in der Landwirtschaft. Sollten die Anbauflächen verschmutzt sein oder durch regenerationslose Bebauung ausgedient haben, muss er auf neue Felder ausweichen. Durch die Bio-Produktion lassen sich diese Risiken zwar nicht vollständig entmachten, aber zumindest weitestgehend minimieren. Wer mit Pestiziden das Leben in und auf den Feldern und Weiden permanent bedroht, sorgt durch die systematische Vernichtung von landwirtschaftlichen Nutzflächen für steigende Acker- und Grünlandpreise, die sich dann wieder in den Produktionskosten bemerkbar machen.

 

3. Produktionskette

Wenn ein Bauer Bio-Lebensmittel produziert, muss er auch darauf achten, dass die zur weiteren Produktion gelieferten Rohstoffe, wie Saatgut oder Düngemittel, seine Bio-Produktion fördern. Jeder Landwirt unterliegt zudem gewissen Lebensmittelstandards und muss auf die Herkunft und Qualität seiner Rohstoffe achten bzw. die Produktionsstätten prüfen, in denen er beispielsweise seine Lebensmittel weiterverarbeiten oder verpacken lässt. Wie bereits Martin Häusling in seinem Beitrag über „Die Wahren Kosten der Bio Lebensmittel“ verrät, können für Landwirtschaftsbetriebe trotz günstiger Weiterverarbeitung im Ausland hohe Zollkosten für Ex- & Reimport anfallen. Der Bio-Preis ist also stark von Lieferanten bzw. Produktionsstätten abhängig.

 

4. Subventionen

Die pauschalen Prämienzahlungen sorgen dafür, dass Landwirte ihre Nutzfläche maximieren, ungeachtet der ökologischen Auswirkung, um möglichst viel Unterstützung aus dem EU-Fond zu bekommen. Es muss sich also auch etwas an der europaweiten Agrarpolitik ändern, damit die Biopreise sinken können. Dennoch ist eine höhere Nachfrage von Verbraucherseite auch hier entscheidend, da diese relativ zu den Anbietern die Mehrheit der politischen Stimmen ausmacht. Verbraucher müssen ihre Verantwortung also nicht blind an staatliche Dynamiken abgeben, sondern können indirekt mitentscheiden, wie teuer ihnen die Bio-Produktion werden soll.
Selbstverständlich wären hier noch weitere Faktoren aufzuzählen, wie Energiekosten, Steuern und der Emissionshandel. Es soll jedoch genügen, einen anregenden Überblick zu den unserer Meinung nach relevantesten Aspekten zu stellen, auf die Verbraucher und Landwirte tatsächlich Einfluss nehmen können.